Ein
Versuch ...
Die herrschende ökonomische Lehre beschreibt den Kapitalismus als eine Tauschwirtschaft und das Geld (wenn es überhaupt eine Rolle spielt) vornehmlich in seiner Funktion als Tauschmittel.
Warum ist das Unsinn? Und warum wird daran festgehalten? Sind alle Ökonomen einfach zu doof oder könnte es sein, dass ein INTERESSE dahinter steckt?
Paul C. Martin räumt mit den Märchen vom Tausch auf. Radikal. Er beschreibt den Kapitalismus als das, was er ist und er zeigt auf, warum
immer wieder Verwerfungen entstehen. Er beschreibt
all das, was die herrschende Ökonomie wohlweislich verschweigt (siehe Keynes usw.). Er beschreibt den Kapitalismus mit all seinen Schattenseiten. Punkt.
Im Gegensatz zu all den Mainstream-Ökonomen behauptet er
eben nicht solchen Unfug, wie: "im alten Griechenland habe die Ungleichheit niemanden gekümmert" (s.
Karen Horn) ...
Er wirft einen Blick in das Geschichtsbuch und stellt fest, dass
immer wieder Revolutionen und Aufstände Folge eines kapitalistischen Wirtschaftens waren. Dass diese Gesellschaften nie über längere Zeiträume stabil waren. Und er erklärt, warum das so ist und wie es dazu kommt.
Der Schlüssel zum Verständnis liegt genau im
Geld, dem die herrschende Wirtschaftswissenschaft so gut wie keine Aufmerksamkeit schenkt.
Wie unterscheidet sich der Kapitalismus von anderen Formen des Wirtschaftens?
Durch
Kredit und
Zins!
Warum handelt es sich nicht um eine Tauschwirtschaft?
Beim Tausch vergeht weder Zeit, noch gibt es einen Zins, ansonsten handelt es sich eben um einen KREDIT! Wo gibt es beim Tausch eine doppelte Buchführung? Wo ein Schuldverhältnis?
Die Wiwi beschreiben das Wirtschaften im Kapitalismus als "Austausch von Gütern" (und ähnlich banalen Unsinn). Das mag etwas mit Wirtschaften zu tun haben, nicht aber mit KAPITALISMUS!
Was ist das Dilemma des Kredits?
Wenn in einer Volkswirtschaft eine bestimmte "Menge" Geld umläuft, stellt sich die Frage, wie Gewinne erzielt werden sollen (in Geld!), ohne einem anderen etwas wegzunehmen. Banales Beispiel:
Ein Produzent hat Unkosten (Material, Maschinen, Löhne, Steuern etc.) in Höhe von 5 Geldeinheiten. Wie schafft er es, 6 zurück zu erhalten, ohne einem anderen etwas "wegzunehmen", wenn sich die "Menge" an Geld nicht erhöht?
Was bedeutet das beim Kredit?
Wenn Geld in Form von Kredit existiert, entsteht immer eine Forderung, der eine Verbindlichkeit gegenüber steht. Es muss sich also jemand verschulden, um Geld in Umlauf zu bringen. Wendet man obiges Beispiel an, bedeutet das, dass in der Gesamtheit Gewinne eher erwirtschaftet werden können, wenn mehr Kredite aufgenommen werden.
Das bezeichnet Martin als das Nachschuldner-Problem.
Wenn hohe Gewinnerwartungen (vermehrter Kredit, rege wirtschaftliche Tätigkeit, Aufschwung) vorherrschen, können Gewinne leichter realisiert werden. Mehr Geld ist "im Umlauf".
Fallen dann Gewinne aus ("Schweinezyklus" u.ä. > Pleiten), folgen diesen Forderungsausfällen weitere Pleiten. Die Gewinnerwartungen sinken, Kreditaufnahme sinkt, Abwärtsspirale (Rezession).
Alles bekannt. Aber Martin zeigt eben anhand der Schuldner/Gläubiger-Verhältnisse, dass eine zunehmende Ungleichverteilung die Folge ist. Reichtum sammelt sich bei den einen, Armut bei den anderen. Es entwickelt sich das, was wir bis heute beobachten können: Rentiers, die nur noch vom erworbenen Reichtum leben können, ohne einer Arbeit im eigentlichen Sinne nachgehen zu müssen. Also all das, was Philosophen, Religionen ächten: Gelderwerb durch Vermögen.
Daher kam auch die Zinskritik. Man sah ganz einfach, was die Folge war. Andererseits ist immer wieder zu beobachten, dass trotz aller guten Vorsätze am Zins festgehalten oder dieser umgangen wurde.
Und Martin zeigt sehr anschaulich, wie selbst die allerbesten Vorkehrungen der Griechen, diese Umverteilung zu verhindern, nicht gefruchtet haben. Es kam immer wieder zum Zusammenbruch.
Und das beschreibt Martin als den
eigentlichen Klassenkampf: Den zwischen
Gläubiger und Schuldner!
All das findet in der herrschenden ökonomischen Lehre so gut wie keine Erwähnung!
Martin analysiert diverse Theorien verschiedenster Ökonomen und widerlegt ihre Ausführungen. Dabei zitiert er fleißig, was diese über den Kapitalismus zum besten geben. Es fällt auf, dass
immer ein extrem geschöntes Bild gezeichnet wird. Das geht soweit, dass der "Lieblings"-Ökonom von Ronald Reagan den Ursprung des kapitalistischen Wirtschaftens im SCHENKEN (!?!) sieht!
Auch wird gerne vom Fleiß schwadroniert (wie war das mit den "Leistungsträgern" und der "spätrömischen Dekadenz"
), wie z.B. bei Irving Kristol. Was Martin davon hält, wird im folgenden Zitat deutlich (zur Not entfernen):
"Das klingt unheimlich toll, was die Liberalen so verzapfen. Ist doch klar: Wer tüchtiger ist, verdient halt mehr, und das reißt die anderen mit, ebenfalls tüchtiger zu werden, und so kommt dann das Wachstum zustande und all die anderen fabelhaften Dinge.
... dass Wirtschaften überhaupt nichts mit »Fleiß« zu tun hat, sondern einzig und allein damit, dass die Schuldner Folge-Schuldner finden, und dass deshalb gerade die Fleißigsten eines Volkes, zum Beispiel die armen Bauern ... die allerärmsten Schweine sind und reihum bankrott machen."
Um es zusammen zu fassen: Der Debitismus ist eine Abrechnung mit all den Märchenonkels, die seit Jahrzehnten unser Handeln bestimmen. Er beschreibt den Kapitalismus als das, was er ist: knallharter Wettbewerb, Verdrängung, ein Ringen ums Geld, um Macht, Einfluss.
Er verschweigt aber auch nicht, dass der Kapitalismus zugleich eine der dynamischsten Wirtschaftsformen darstellt, die der Mensch entwickelt hat (dass Martin die Lösung nicht im Sozialismus sieht, ist seine ANSICHT. Die soll uns aber nicht interessieren!).
Raimund Brichta sieht es ähnlich und hat es so formuliert:
"Jedes Kind hat das Recht, irgendwann die Wahrheit über Weihnachtsmann, Osterhase oder Klapperstorch zu erfahren. Und jetzt ist es an der Zeit, dass sich alle, die darüber bereits Bescheid wissen, über das Schuldenmärchen aufklären lassen."
Die herrschende Ökonomie folgt offensichtlich einer Doktrin und wer sich an diese hält, der kann es zum Starökonom bringen und einen Nobelpreis gewinnen (vergeben nicht von der Nobel-Stiftung, sondern von der Schwedischen Reichsbank). Ja, er kann sogar zur "Ankurbelung der Wirtschaft" die
Vorbereitung auf eine Invasion aus dem All vorschlagen, ohne ins Irrenhaus gesteckt zu werden.
ALLES findet sich in den Wirtschaftswissenschaften wieder: Konsum, Produktion, Nachfrage- und Angebots-Theorien etc.pp., aber das
Geld, das was den Kapitalismus TATSÄCHLICH ausmacht, das fällt unter den Tisch. Es ist einfach da.
In diesem Zusammenhang auch erwähnenswert, was
Carroll Quigley zusammenfassend über den Finanzkapitalismus sagt. Obwohl er (richtigerweise) erwähnt, dass auch im Handelskapitalismus Gewinne durch Manipulation generiert wurden, schreibt er dennoch folgendes:
"The commercial capitalist sought profits from the exchange of goods; the industrial capitalist sought profits from the manufacture of goods; the financial capitalist sought profits from the manipulation of claims on money;"
"Der Handelskapitalist versuchte Profite durch den Austausch von Gütern zu erzielen; der Industriekapitalist versuchte Profite durch die Produktion von Gütern zu erzielen; der Finanzkapitalist versuchte Profite durch die MANIPULATION von Geldansprüchen zu erzielen;"
Solange die herrschende Ökonomie die Menschen zu täuschen versucht, indem sie WESENTLICHE ELEMENTE unseres Wirtschaftssystems ausblendet, wird eine sachliche und vor allem zielführende Diskussion über die Lösung unserer Probleme unmöglich sein.
Das ist mein Anliegen, das treibt mich um: WIR müssen verstehen, was WIRKLICH vor sich geht!
(Oidamo wo bist du?)
.....