Zwischen den Jahren habe ich mir endlich ein Buch vorgenommen, das ich bereits im September erwähnt habe (
http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=69.msg713#msg713). Zuvor habe ich immer wieder versucht, mehr über den Autor und dieses Buch in Erfahrung zu bringen (denn ich möchte es mal als "merkwürdiges" Buch bezeichnen). Ohne eine Zeile gelesen zu haben, wollte mir manches an dem Inhalt und der Geschichte des Buches nicht ganz einleuchten; aber dazu werde ich später einmal etwas ausführlicher eingehen. Ich habe die ersten 60 Seiten auf englisch gelesen und denke, es wird uns hier noch eine ganze Weile beschäftigen, denn was dort beschrieben wird, ist - gelinde gesagt - erstaunlich ...
Zunächst einmal
über das Buch.
Es wurde 1966 (in englischer Sprache) veröffentlicht. Der Erfolg war mehr als bescheiden und das Buch drohte in der Versenkung zu verschwinden. Vor einigen Jahren ist eine deutsche Übersetzung erschienen, leider aber nur in Auszügen.
Englischsprachige Ausgabe:
Tragedy and Hope
Hardcover, 1359 Seiten
Juni 1975 (!)
Das Buch liegt als "open source" in zwei Versionen (einmal gescannt - dort fehlen aber zwei Seiten, und dann als Textdatei) jeweils in Form einer pdf-Datei vor:
http://www.archive.org/download/TragedyAndHope/TH.pdfhttp://www.carrollquigley.net/pdf/Tragedy_and_Hope.pdfDeutschsprachige Ausgabe:
Katastrophe und Hoffnung
Broschiert: 544 Seiten
Verlag: Perseus Verlag; Auflage: 1., Aufl. (15. November 2006)
Kurzbeschreibung
Carroll Quigley (1910-1977) war vielleicht der überragendste amerikanische Historiker des letzten Jahrhunderts. Professor an der Georgetown University in Washington war er u.a. Lehrer Bill Clintons. Sein Hauptwerk Tragedy and Hope ist ein legendäres Buch. In seiner Durchleuchtung der Aktivitäten und Verbindungen der englischen und amerikanischen Oberschicht und des internationalen Finanzkapitalismus legte er Dimensionen des internationalen Geschehens offen, ohne die das Zwanzigste Jahrhundert wohl kaum verständlich wird. Tragedy and Hope wird hier zum ersten Male in einer Auswahlausgabe auf Deutsch herausgegeben. Die Auswahl umfasst die relevanten Teile des Werks, die sich auf die Geschichte des Weltkriegszeitalters bis 1939 beziehen. Herausgegeben und übersetzt durch Andreas Bracher.
Inhaltsverzeichnis:
http://d-nb.info/981754465/04Infos über das Buch und die Person finden sich im Vorwort der deutschsprachigen Ausgabe des Perseus-Verlages:
http://www.perseus.ch/PDF-Dateien/Quigley_Vorwort.pdfAußerdem in einem Artikel bei "politonline":
http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=246Über den Autor:
Sehr dürftig im dt. wikipedia (
http://de.wikipedia.org/wiki/Carroll_Quigley):
"Carroll Quigley (* 9. November 1910 in Boston; † 3. Januar 1977) war ein US-amerikanischer Historiker und Zivilisationstheoretiker.
Nach dem Schulbesuch in Boston plante er zunächst eine Karriere als Biochemiker, bevor er sich der Geschichtswissenschaft zuwandte. An der Universität Harvard erwarb er Bachelor, Master und Ph.D. und lehrte zunächst in Harvard und Princeton.
Er lehrte ab 1941 an der 'Edmund. A Walsh School of Foreign Service' der berühmten Georgetown University in Washington D.C.. Sein bekanntester Schüler war der spätere amerikanische Präsident Bill Clinton, der ihn als einen der wichtigsten Professoren seiner Studienzeit bezeichnet. Quigley war als Berater für amerikanische Institutionen wie das Verteidigungsministerium, die US-Marine, das Smithsonian Institute und den Vorläufer der NASA tätig.
Quigley beschäftigte sich auch mit den Zusammenhängen von Finanzwelt und Politik. Dabei richtete er sein Augenmerk auch auf Eliten wie zum Beispiel das Royal Institute of International Affairs und den Council on Foreign Relations. Sein Hauptwerk ist das Buch Tragedy and Hope, das auf über 1300 Seiten die Weltgeschichte von 1913 bis 1964 zusammenfasst."Sehr viel ausführlicher im eng. wikipedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/Carroll_QuigleyLeider bin ich bei meiner Suche nach ausführlicheren Information im deutschsprachigen Internet kaum fündig geworden. Bei den wenigen Quellen handelt es sich meist um Seiten, die sich mit "Verschwörungstheorien" beschäftigen. Aber auch im englischsprachigen Raum wird das Buch häufig in Verbindung mit ebensolchen Verschwörungen genannt.
Nun war ich etwas skeptisch, aber ich konnte weder die Person Quigley noch das Buch betreffend irgendetwas entdecken, was diese Skepsis genährt hätte. Im Gegenteil scheint der Mann eine tatsächlich herausragende Persönlichkeit gewesen zu sein und die ersten 60 von insgesamt 1090 Din A4 Seiten der Textdatei haben mich stark beeindruckt. Das Buch gliedert sich in 20 Teile und 77 Kapitel.
Quigley beschreibt in den ersten drei Kapiteln die Entwicklung der westlichen Zivilisation. Die Auswirkungen der "grünen Revolution" (Landwirtschaft), der Medizin und der Industrialisierung werden anschaulich geschildert (damit einhergehend ein explodierendes Bevölkerungswachstum). Das liest sich sehr gut und ist äußerst elegant auf den Punkt gebracht, bleibt leicht verständlich, ohne zu stark zu vereinfachen.
Im fünften Kapitel (European Economic Developments) geht es dann zur Sache. Quigley unterscheidet im wesentlichen vier Stufen oder Formen des Kapitalismus, die Entwicklung des Handels und die allmählich wachsende Bedeutung des Geldes und die Möglichkeiten, mit Geld Profite zu generieren. Er beschreibt u.a. was Geld ist (Schuld) und wie "Bankiers" von Beginn an ihr Tun verschleiern und es vor Außenstehenden geheim halten. Die Gründung der "Bank of England" bezeichnet er als
"one of the greatest dates in world history". Er beschreibt das Wesen des Kredits und die Perfektionierung durch die Engländer. Er schreibt:
This organizational structure for creating means of payment out of nothing, which we
call credit, was not invented by England but was developed by her to become one of her
chief weapons in the victory over Napoleon in 1815. The emperor, as the last great
mercantilist, could not see money in any but concrete terms, and was convinced that his
efforts to fight wars on the basis of "sound money," by avoiding the creation of credit,
would ultimately win him a victory by bankrupting England. He was wrong, although the
lesson has had to be relearned by modern financiers in the twentieth century.
!!!
Dann schildert er die Macht der Internationalen Bankiers, die im Verborgenen agieren und die Kontrolle über das Finanzwesen erlangen, indem sie Regierungen in ihre Abhängigkeit bringen, vor allem über die Mechanismen der Staatsverschuldung ... Sitz dieser Bankiers ist London. Die Zentralbanken nehmen die Schlüsselposition in einem Ring von Banken ein.
Ich merke gerade, wie schwierig es ist, eine Zusammenfassung zu schreiben. Auch wenn es mich ärgert, dass die deutsche Ausgabe gerde einmal ein Drittel des Originals umfasst, werde ich mir das Buch zulegen. Mein Englisch ist auch nicht gerade das Beste und es ist ganz schön mühsam, mit dem Wörterbuch in der Hand ein solches Buch zu lesen. Den Preis finde ich zwar happig, aber nun bin ich sehr neugierig geworden ...
Ich könnte noch eine ganze Menge schreiben, vor allem warum ich es ein merkwürdiges Buch finde, aber das muss ich auf ein andermal verschieben, sonst finde ich heute kein Ende.
.....