Autor Thema: Das antike Griechenland  (Gelesen 6352 mal)

Matthias

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Das antike Griechenland
« am: 13. Dezember 2011, 08:12:13 »

Nachdem ich vor einigen Tagen den belgischen Ökonomen Emile de Laveleye zitiert habe (http://www.um-bruch.net/uforum/index.php?topic=155.0), ist mir wieder die Geschichte von Solon eingefallen, über die ich einmal etwas gelesen hatte. Außerdem ein Artikel aus der FAS.

Über Solon heißt es bei wikipedia u.a. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Solon ):

Solon war ein griechischer Lyriker und athenischer Staatsmann. Mit seinem Namen verbinden sich vor allem die Reformen, die er in Athen durchführte. Er wird zu den sieben Weisen Griechenlands gezählt und gehört zu den Vorsokratikern.
...
Hierauf machte er, um der wachsenden Not und Verarmung des niederen Volkes entgegen zu steuern, durch die Seisachtheia ("Lastenabschüttelung") dem Wucher ein Ende und ermöglichte die Abwälzung der Schulden, so dass sich die Kleinbauern nicht mehr schuldenhalber selber in die Sklaverei verkaufen mussten.



Der Kampf gegen Ungerechtigkeit und soziale Misstände war in der Antike keineswegs unbekannt. Merkwürdigerweise aber wird das gerne von bestimmten Kreisen geleugnet. Als Beleg für diesen Unsinn, der dort verbreitet wird, wieder einmal ein Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, wieder einmal in der schönen Reihe "Wie wir reich wurden".
Unter dem Titel "Der Luxus treibt die Wirtschaft an" behauptet die Autorin Karen Horn, die das Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln leitet, man habe sich im antiken Griechenland über materielle Ungleichheit "nicht den Kopf zerbrochen" ...

Schon erstaunlich, was "bestimmte Leute" so von sich geben ...  ::)


Link: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/wie-wir-reich-wurden/wie-wir-reich-wurden-der-luxus-treibt-die-wirtschaft-an-11534037.html



.....
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Mumken

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Re:Das antike Griechenland
« Antwort #1 am: 13. Dezember 2011, 19:49:59 »
Hallo Matthias,

Du schreibst:


Unter dem Titel "Der Luxus treibt die Wirtschaft an" behauptet die Autorin Karen Horn, die das Hauptstadtbüro des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln leitet, man habe sich im antiken Griechenland über materielle Ungleichheit "nicht den Kopf zerbrochen" ...

.....


Mir persönlich stößt der letzte Satz des Untertitels besonders übel auf.

Zitat
Die Reichen wollen immer mehr haben. Damit wecken sie den Erfindergeist. So wurde die industrielle Revolution möglich. Am Ende profitieren die Armen.

Was mich nun wirklich interessieren würde ist, ob die Autorin wirklich an dass glaubt was sie da von sich gibt. :o

Werden wir wohl nie erfahren.


........




Eurelios

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Re:Das antike Griechenland
« Antwort #2 am: 13. Dezember 2011, 20:36:05 »
Hallo Matthias, Hallo Rudi,

Die Reichen wollen immer mehr haben. Damit wecken sie den Erfindergeist. So wurde die industrielle Revolution möglich. Am Ende profitieren die Armen.

Dieser Gedankengang galt bis ca 1970 da war noch in den Köpfen der wenigen (Super)Reichen das Motto "" Sehr gut leben und
leben lassen"" angesagt.

Das hat sich leider geändert und zwar deswegen weil mit dem derzeitigem Geldsystem nur noch Geldvermehrung im Finanzcasino
und nicht mehr in der Realwirtschaft gemacht werden kann. Mein Vater sagte mir damals ""Geht es meinem Chef gut, geht es auch
uns gut.""
Heute ist das ganz anders und man muß das dann anders formulieren ""Dem Großkapital (5% von den Menschen)
geht es immer besser wenn es dem Rest (95% der Menschen) immer schlechter geht""
und genau das basiert auf dem Zinsseszinzsystem.

Aber in mE nicht mehr so langer Zeit bricht das ganze zusammen und es kommt zu einem Ausgleich das ist naturgegeben.
Was die Menscheit danach macht da bin ich der Hoffnung das sie nicht wieder das gleiche System einführt weil der Zusammenbruch
nicht ohne sehr schmerzvolle Erfahrungen jedes einzelnen Menschen ( auch den Reichen ) erfolgen wird.

Viele Grüße

Günter
 

Matthias

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Re:Das antike Griechenland
« Antwort #3 am: 14. Dezember 2011, 08:11:32 »

Hallo Rudi,

diese Argumentation begegnet einem immer wieder und es scheint, als sei die Propaganda extrem erfolgreich. Was mich dennoch am meisten umhaut, ist die Tatsache, dass man historische Fakten negiert und abstruse Behauptungen aufstellt, nur um den Menschen einzubläuen, dass (Sozial-) Neid etwas ganz böses ist.
Wir hier wissen, dass das aber auch nicht das geringste mit Neid zu tun hat, sondern mit einer gefährlichen Entwicklung, die uns noch sehr große Probleme bereiten kann, oder eher wird.

Hallo Günter,

sehe ich im Grunde genau so. Irgendwann schlug der Zeitgeist komplett um. Plötzlich liefen im Fernsehen Serien, wie "Dallas" und "Denver" und in der Werbung wurde zuvor undenkbarer Schwachsinn gesendet ("Mein Haus, mein Boot, meine Frau" - oder wie hieß das  ??? ).
Eines Tages werden die Leute begreifen, dass sozialer Friede ein hohes Gut ist. Aber dann hilft es wohl nicht mehr allzu viel ...
(Ich finde es dennoch wichtig, dies festzuhalten und zu dokumentieren. Die meisten Leute merken noch immer nicht, was sich da zusammenbraut ...)


 >:(


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Matthias

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Was sind Schulden?
« Antwort #4 am: 18. Januar 2012, 07:52:21 »

Sehr interessanter Artikel in der FAZ von Michael Hudson (einem Professor der Wirtschaftswissenschaften der in einem Artikel im Jahr 2006 (The New Road to Serfdom) das Platzen der Immobilienblase voraussagte).

Themen:
Kriegsführung mit finanziellen Mitteln
Der Übergang zur gläubigerorientierten Finanzpolitik
Der Weg in die Schuldknechtschaft
Die Ökonomie in den Händen der Finanzwelt
Schulden zum Vorteil der Reichen



Weiterlesen: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/politik-und-finanz-was-sind-schulden-11548820.html


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Re:Das antike Griechenland
« Antwort #5 am: 18. Januar 2012, 21:21:41 »
Hallo Matthias,

ein wirklich lesenswerter Artikel, wenn auch streckenweise etwas schwer zu verstehen ( zumindest für mich) ::). Bei meiner Beschreibung im Wiki zu der Bank von England tauchen genau auch diese Erkenntnisse über die Verschiebung der Schuldenseite vom König über das Parlament zum Volk als Triple-A Schuldner auf. Den Königen wurde offensichtlich nur noch ein B zugeordnet mit totalem Ausfallrisiko.

Die Schlussfolgerungen von Herrn Hudson sind m.E. jedoch eher als etwas naiv anzusehen.

Wenn er sagt,
Zitat
Ohne Billigung durch das Volk gehen solche Schulden möglicherweise gemeinsam mit dem Regime unter, das sie gemacht hat. Neue Regierungen werden vielleicht auf demokratischem Wege dafür sorgen, dass Banken und Finanzsektor wieder der Wirtschaft dienen statt umgekehrt.

so wird dies wohl nur ein frommer Wunsch bleiben. Die Gläubiger; Banken und Finanzeliten einschließlich ihrer Lobbyisten werden nicht mit mit dem Regime untergehen, sondern haben sich bereits wieder die Pool- Position im neuen Spiel gesichert >:(. Auch dies zeigt die Geschichte so.

Viele Grüße

Rudi



Matthias

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Re:Das antike Griechenland
« Antwort #6 am: 19. Januar 2012, 07:45:40 »

Hallo Rudi,

Bei meiner Beschreibung im Wiki zu der Bank von England tauchen genau auch diese Erkenntnisse über die Verschiebung der Schuldenseite vom König über das Parlament zum Volk als Triple-A Schuldner auf. Den Königen wurde offensichtlich nur noch ein B zugeordnet mit totalem Ausfallrisiko.

So langsam aber sicher kommen wir der Geschichte doch etwas näher. Der Satz von Quigley über Napoleon hat bei mir auch ein "Aha-Erlebnis" ausgelöst. Napoleon glaubte mit einer "soliden" Währung die Engländer in die Knie zu zwingen. Genau das Gegenteil war der Fall und, so Quigley, er war nicht der letzte, der diese Lektion lernen musste ...
Das scheint mir eine plausible Antwort auf die Frage zu sein, warum dieses sonderbare Konstrukt weltweit etabliert wurde ... 


Die Schlussfolgerungen von Herrn Hudson sind m.E. jedoch eher als etwas naiv anzusehen.

Ich fürchte, du hast recht!  :-\


Viele Grüße, Matthias


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