Das Geldrätsel: Geld, Kredite und Forderungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juni 2017, 22:31 Uhr

Diese drei Begriffe hängen irgendwie zusammen, sind aber auch Anlass für viele Missverständnisse, wenn ihre unterschiedliche Bedeutung nicht klar herausgestellt wird. Was bedeutet zum Beispiel eine Zahl auf unserem Kontoauszug? Stellt sie „Geld“ dar, ist es ein „Kredit“ oder aber eine „Forderung“?

Ding-Geld-Ebene

Beginnen wir mit der allgemeinen Auffassung von Geld. Oft wird nur das Bargeld als tatsächliches Geld angesehen[1]. Dies ist wohl im Wesentlichen noch auf die Goldwährungszeit zurückzuführen in der nur werthaltige Gold- und Silbermünzen „echtes Geld“ darstellten. Das später eingeführte Papiergeld stellte nur einen Ersatz für das der Bank übergebene „echte Geld“ dar. Die Bank verpflichtete sich auf der Banknote, bei Vorlage derselben am Bankschalter, den Banknotenwert in Gold- oder Silbermünzen auszuzahlen. Noch wirkungsvoller für den Zahlungsverkehr waren Bankguthaben, mit denen Zahlungen bereits sehr frühzeitig elegant ohne jegliche Bewegung von Gold – oder Silbermünzen, aber auch ohne die Verwendung von Banknoten getätigt werden konnten. Ein frühes Beispiel für eine weitgehend reine Überweisungsbank war die Amsterdamer Wechselbank Sie nahm Gold- und Silbermünzen entgegen und schrieb sie als Bankgulden, einer internen Verrechnungseinheit, gut. Zahlungen konnten fortan mit der Überweisung von Bankgulden von einem Konto auf ein anderes Konto getätigt werden. Die Bankgulden, die Zahlen auf den Kontenblättern der Bank, standen somit stellvertretend für das eingezahlte „echte Geld“. Im Laufe der Jahrhunderte verschwanden die werthaltigen Münzen wie auch jeder Bezug zu Gold und Silber aus den Währungssystemen. Unser heutiges Geldsystem besteht nur noch aus Münzen, Geldscheinen und Kontoguthaben. Aus ehemaligen Ansprüchen auf Gold- und Silbermünzen ist nur noch ein Anspruch auf die Vermögenswerte der Geschäftsbanken und der Zentralbank geblieben. Diese Aussage wird nachfolgend noch näher erläutert. Geblieben ist jedoch das Vorstellungsmodell von Geld als einem Sachgut. Münzen und Geldscheine werden als „Geld“ wahrgenommen wie auch die Kontoguthaben bei der Bank. Die Kontoguthaben stellen lediglich eine andere Form von „Geld“ dar. Mit diesem „Geldmodell“ kann man sehr viele Funktionen und Wirkungsweisen unseres Wirtschaftssystems „begreiflich“ machen, da die Grundeinheit quasi ein Stück „Geld“ darstellt. Die Volkswirte benutzen dieses Modell für allgemeine Aussagen über die Wirtschaft und die Rolle, welche die Banken dabei spielen. Die Deutsche Bundesbank hierzu:

Banken spielen eine wichtige Rolle als Geldvermittler in der Wirtschaft. Auf der einen Seite nehmen sie das Geld von Sparern entgegen. Auf der anderen Seite geben sie es in Form von Krediten an Unternehmen oder Privatpersonen weiter, die damit beispielsweise neue Maschinen oder Immobilien kaufen können. [2][3]

Eine plausibel erscheinende Funktionsbeschreibung der Banken, die auch für viele Erklärungen der Volkswirte über unser Wirtschaftssystem ausreichen mag.

Schuld-Geld-Ebene

Zuvor wurde erklärt, dass die Amsterdamer Wechselbank Gold- und Silbermünzen annahm und dem Einlieferer Bankguthaben in der internen Verrechungseinheit Bankgulden gutschrieb. Wem gehörten jetzt die Gold- und Silbermünzen? Sie gehörten der Bank. Der Kontoinhaber erhielt als Gegenleistung ein Bankguthaben. Was stellte jetzt dieses Bankguthaben dar? Ein Guthaben bedingt grundsätzlich auch das Vorhandensein einer Schuld. Wenn ich bei jemandem ein Guthaben besitze, gleichgültig ob es sich um Geld, Mehl oder Arbeitsstunden handelt, ist mein Gegenüber mir Geld, Mehl oder Arbeitsstunden schuldig. So verhält es sich auch bei dem Bankguthaben. Die Amsterdamer Wechselbank war die Lieferung von Gold- oder Silbermünzen schuldig. Mein Bankguthaben sind Schulden der Bank Es kommt also auf den Standort bei der Betrachtung an, was die Zahl auf dem Kontoauszug bedeutet. Als Kunde der Bank stellt mein Bankguthaben eine Forderung an die Bank dar. Andere, allgemein übliche Bezeichnungen sind Geschäftsbanken-Buchgeld, Giralgeld, Giroguthaben. Dieses Bankguthaben ist für den Bankkunden ein Zahlungsmittel wie es auch sein Bargeld ist. Er kann diese Zahlungsmittel auch beliebig bei der Bank in das jeweilig andere Zahlungsmittel umtauschen lassen. Sie sind gleichwertig, d. h. 1 € Bargeld ist genau so viel wert wie 1 € Giralgeld. Aus Sicht der Bank ist das Bankguthaben ihres Kunden jedoch ihre Schuld gegenüber dem Kunden. In den Bankbilanzen werden deshalb auch die Kundenguthaben als „täglich fällige Verbindlichkeiten gegenüber Kunden“ aufgeführt. „Täglich fällig“ bedeutet dabei, dass der Bankkunde „sofort“ die Auszahlung seines Guthabens mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel, dem Bargeld, verlangen kann. Verbindlichkeit steht für „Schuld“. Somit handelt es sich um eine sofort fällige Schuld der Bank gegenüber dem Inhaber eines Bankguthabens.

Einzelnachweise

  1. Georg Friedrich Knapp stellt in seinem Werk „Die staatlich Theorie des Geldes noch fest: "Bankguthaben sind kein Geld"
  2. Aus Schule und Bildung für die Sekundarstufe I, https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/Schule_und_Bildung/die_banken_und_das_eurosystem.pdf?__blob=publicationFile
  3. Aus Geld und Geldplitik, ein Schülerbuch der Deutschen Bundesbank für die Sekundarstufe II.

    Das Finanzsystem umfasst die Finanzintermediäre ( insbesondere Banken ), die Finanzmärkte und die finanzielle Infrastruktur. Aufgabe des Finanzsystems ist es, die Anbieter von Kapital mit den Nachfragern nach Kapital zusammenzubringen und dessen Austausch zu erleichtern. Das Banken- und Finanzsystem Seite 87

    4.1 Funktionen des Banken- und Finanzsystems Kaum jemand – ob Einzelperson, Unternehmen oder öffentlicher Haushalt – wird jederzeit exakt genauso viel Geld einnehmen wie ausgeben. Jeder baut also ständig Geldvermögen auf oder ab. Wer überschüssiges Geld hat, kann dieses gewinnbringend anlegen und wird so zum Anbieter von finanziellen Mitteln. Gleichzeitig gibt es Unternehmen, die investieren, indem sie beispielsweise Maschinen kaufen, und Privatpersonen, die große Anschaffungen finanzieren wollen. Sie benötigen häufig mehr Geld als sie besitzen. Indem sie zusätzliches Geld aufnehmen, werden sie zu Nachfragern von finanziellen Mitteln. Die Aufgabe des Finanzsystems besteht darin, das Weiterleiten finanzieller Mittel von Anbietern zu Nachfragern zu erleichtern.

    https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Schule_und_Bildung/geld_und_geldpolitik.pdf?__blob=publicationFile