Banken ohne Sparer?: Unterschied zwischen den Versionen
Mumken (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „__notoc__ Wie im Beitrag "Es werde Geld" beschrieben können Geschäftsbanken auch ohne vorhergehende Ansammlung von „Spargeldern“ Kredite erteilen. S…“) |
(kein Unterschied)
|
Version vom 31. März 2017, 21:39 Uhr
Wie im Beitrag "Es werde Geld" beschrieben können Geschäftsbanken auch ohne vorhergehende Ansammlung von „Spargeldern“ Kredite erteilen. Sind damit Sparer für Banken nicht insgesamt überflüssig oder sogar nachteilig, da sie nur unnötige Kosten verursachen? Ist die Vermittlerfunktion von Banken nur ein Märchen?
Die Vorstellung von Banken als Vermittler (Intermediär) zwischen denjenigen, die Geld benötigen und denjenigen, die Geld übrig haben, basiert noch auf der Warengeldära. Der Sparer hat 100 Goldmünzen angesammelt und verleiht diese z. B. an einen Unternehmer, der damit Investitionen tätigt. Daraus ergibt sich zwingend die Reihenfolge, dass zuerst ein Sparer vorhanden sein muss bevor der Unternehmer etwas ausleihen kann. Nur etwas Vorhandenes kann real ausgeliehen werden. Eine bestimmte Menge „Geld“ wird einfach als vorhanden vorausgesetzt. Der zwingende Zusammenhang zwischen Sparen und Ausleihen wird bereits den Kindern in unseren Schulen vermittelt. Auch im Schülerheft der Deutschen Bundesbank[1] wird die Vermittlerfunktion der Banken ausführlich beschrieben. Viele Fachbücher beschreiben ebenfalls noch diese Funktion, obwohl nach der Schuldgeldtheorie im Bankensystem kein Bedarf nach Sparern mehr besteht.
Ein reines Warengeldsystem dürfte in der Geschichte jedoch zu den Ausnahmeerscheinungen zählen. So wurde wohl zu allen Zeiten bereits auch mit Kreditgeld gearbeitet, d. h. es wurden Guthaben bei Handelsunternehmen, Goldschmieden und Banken aufgebaut, die nicht mit einer Goldwährung gedeckt waren. Auch die Bank von England begann ihren Geschäftsbetrieb sowohl mit dem Ausleihen von Goldmünzen wie auch gleichzeitig mit der Erteilung von Krediten. Diese Mischung aus Warengeld und Kreditgeld existiert heute jedoch nicht mehr. Wir sind in einem reinen Kreditgeldsystem angelangt. Jedoch werden die Begriffe aus der Warengeldära auch heute noch verwendet, obwohl die Grundlage dazu nicht mehr existiert. Untersuchungen von Bankbilanzen zeigen aber, dass die Banken auch heute noch, zumindest teilweise, eine Vermittlerfunktion ausüben. So stehen z. B. in der Bilanz der Sparda-Bank von 2013 Krediten an Kunden in Höhe von 10,7 Mrd € Sparguthaben von 5,9 Mrd € (10,6 - 4,7) gegenüber. Es ist wohl anzunehmen, dass die Sparda-Bank ihren Sparkunden nicht aus Freude am Verschenken Zinsen zahlt, sondern dass handfeste betriebliche Forderungen sie dazu zwingen.Um die real existierenden Zwänge zur Förderung von Sparkonten zu ergründen ist das Modell von Banken ohne Bargeld hilfreich. Zum Beispiel bilden sämtliche Kunden der Kreditbank die Zahlungsgemeinschaft Kreditbank, d. h. das Giralgeld der Kreditbank besitzt nur Gültigkeit bei den Kunden der Kreditbank. Dieses Giralgeld, nennen wir es Kreditbank-€, kann den Kontenbereich der Kreditbank nicht verlassen. Das Giralgeld stellt eine Forderung an die Kreditbank dar. Beim Entstehen dieses Giralgeldes sind auch gleichzeitig betragsmäßig gleich hohe Kredite von Kreditbankkunden entstanden. Die Kreditkunden aber benötigen nach Ablauf der Kreditlaufzeit Kreditbank-€ um ihre Schulden zu tilgen. Damit ist ein Zwangskreislauf installiert.[2]
Vermindert wird der Bedarf an gegenseitigen Kreditaufnahmen durch gegenläufige Überweisungen, eingeräumte Kreditlinien der Banken untereinander sowie durch Einschaltung von Clearing- und Settlementstellen. Durchschnittlich verbleibt jedoch ein Grundblock an Kreditaufnahmen zwischen den Banken in der Größenordnung von ca. 30 % der Bilanzsummen. Bei großem Vertrauen unter den Banken fällt dieser Anteil während er bei Krisen, wie z. B. der Pleite von Lehman Brother, stark ansteigt.