Banken ohne Sparer?: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Warengeld/Kreditgeld ===
 
=== Warengeld/Kreditgeld ===
Ein reines Warengeldsystem dürfte in der Geschichte jedoch zu den Ausnahmeerscheinungen zählen. So wurde wohl zu allen Zeiten bereits auch mit Kreditgeld gearbeitet, d. h. es wurden Guthaben bei Handelsunternehmen, Goldschmieden und Banken aufgebaut, die nicht mit einer Goldwährung gedeckt waren. Auch die [[Das Geldrätsel: Bank von England|Bank von England]] begann ihren Geschäftsbetrieb sowohl mit dem Ausleihen von Goldmünzen wie auch gleichzeitig mit der Erteilung von Krediten. Diese Mischung aus Warengeld und Kreditgeld existiert heute jedoch nicht mehr. Wir sind in einem reinen Kreditgeldsystem angelangt. Jedoch werden die Begriffe aus der Warengeldära auch heute noch verwendet, obwohl die Grundlage dazu nicht mehr existiert. So glauben viele noch, sogar Hochschulprofessoren<ref>Richard A. Werner, Professor of International Banking an der Universität Southampton in seiner Schrift "Can banks individually create money out of nothing?".</ref>, dass auf dem Konto bei der Bank "Geld liegt". Folglich muss auch nach der Vermittlertheorie "Geld" von einem Konto verschwinden, wenn "Geld" bei einem Kreditvertrag gutgeschrieben wird.<ref> Richard A. Werner: ''"We now would like to analyse the balance sheet in order to see whether this new loan of €235,071.88 was withdrawn from other accounts at the bank, or how else it was funded."''</ref> Soviel Unwissenheit auch von Experten über Grundlagen des Bankwesens ist schon bemerkenswert.  
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Ein reines Warengeldsystem dürfte in der Geschichte jedoch zu den Ausnahmeerscheinungen zählen. So wurde wohl zu allen Zeiten bereits auch mit Kreditgeld gearbeitet, d. h. es wurden Guthaben bei Handelsunternehmen, Goldschmieden und Banken aufgebaut, die nicht mit einer Goldwährung gedeckt waren. Auch die [[Das Geldrätsel: Bank von England|Bank von England]] begann ihren Geschäftsbetrieb sowohl mit dem Ausleihen von Goldmünzen wie auch gleichzeitig mit der Erteilung von Krediten. Diese Mischung aus Warengeld und Kreditgeld existiert heute jedoch nicht mehr. Wir sind in einem reinen Kreditgeldsystem angelangt. Jedoch werden die Begriffe aus der Warengeldära auch heute noch verwendet, obwohl die Grundlage dazu nicht mehr existiert. So glauben viele noch, sogar Hochschulprofessoren<ref>Richard A. Werner, Professor of International Banking an der Universität Southampton in seiner Schrift "Can banks individually create money out of nothing?".</ref>, dass auf dem Konto bei der Bank "Geld liegt". Folglich muss auch nach der Vermittlertheorie "Geld" von einem Konto verschwinden, wenn "Geld" bei einem Kreditvertrag gutgeschrieben wird.<ref> Richard A. Werner: ''"We now would like to analyse the balance sheet in order to see whether this new loan of €235,071.88 was withdrawn from other accounts at the bank, or how else it was funded."''</ref> Soviel Unwissenheit, auch von Experten über Grundlagen des Bankwesens, ist schon bemerkenswert.  
  
Die Beschaffung von Mitteln zur Vergabe von Krediten, in der Fachsprache [[Das Geldrätsel: Refinanzierung|"Refinanzierung"]] genannt, kann auf unterschiedliche Art und Weise vorgenommen werden. Rechnet die Bank damit, dass der Kredit bar abgehoben wird, so muss sie sich Bargeld bei der Zentralbank besorgen und dazu Aktiva an diese verkaufen oder aber einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen. Eine andere Möglichkeit fristenkonqruent zu refinanzieren, d.h. in Übereinstimmung der Fristen von Kapitalbindung und Kapitalüberlassung von Aktiva und Passiva, ist die Bindung von Kapital durch Sparer. Wird z.B gleichzeitig ein Kredit über 10.000 € mit 1 Jahr Laufzeit eingerichtet und ein anderer Kunde dazu veranlasst, 10.000 € von seinem Girokonto auf eine Sparkonto mit 1-jähriger Frist zu überweisen, wurde der Kredit fristenkongruent finanziert. Es muss dazu also bei der Vermittlerfunktion kein "Geldbestand" verringert werden, sondern es reicht eine Umschichtung mit unterschiedlichen Fristen. Die wesentlichen Auswirkungen einer Kreditvergabe werden leichter erkennbar, wenn man die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) einer Bank betrachtet. Soll diese durch einen Kredit nicht verschlechtert werden, muss die Bank sich refinanzieren, durch Aufnahme von Krediten bei der Zentralbank, anderen Banken oder aber bei eigenen Kunden. Auch Zahlungsrückflüsse von Kreditkunden sowie Überweisungen von anderen Banken wirken sich auf die Zahlungsfähigkeit aus.
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=== Refinanzierung/LIquidität===
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Die Beschaffung von Mitteln zur Vergabe von Krediten, in der Fachsprache [[Das Geldrätsel: Refinanzierung|"Refinanzierung"]] genannt, kann auf unterschiedliche Art und Weise vorgenommen werden. Rechnet die Bank damit, dass der Kredit bar abgehoben wird, so muss sie sich Bargeld bei der Zentralbank besorgen und dazu Aktiva an diese verkaufen oder aber einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen. Eine andere Möglichkeit fristenkonqruent zu refinanzieren, d.h. in Übereinstimmung der Fristen von Kapitalbindung und Kapitalüberlassung von Aktiva und Passiva, ist die Bindung von Kapital durch Sparer. Wird z.B ein Kredit über 10.000 € mit 1 Jahr Laufzeit eingerichtet und gleichzeitig ein anderer Kunde dazu veranlasst, 10.000 € von seinem Girokonto auf eine Sparkonto mit 1-jähriger Frist zu überweisen, wurde der Kredit fristenkongruent finanziert. Es muss dazu also bei der Vermittlerfunktion kein "Geldbestand" verringert werden, sondern es reicht eine Umschichtung mit unterschiedlichen Fristen. Die wesentlichen Auswirkungen einer Kreditvergabe werden leichter erkennbar, wenn man die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) einer Bank betrachtet. Soll diese durch einen Kredit nicht verschlechtert werden, muss die Bank sich refinanzieren, durch Aufnahme von Krediten bei der Zentralbank, anderen Banken oder aber bei eigenen Kunden. Jedoch wirken sich in erheblichem Maß auch Zahlungsrückflüsse von Kreditkunden sowie Überweisungen von anderen Banken auf die Zahlungsfähigkeit aus. Die Banken sind dazu übergegangen, nicht jeden einzelnen Kredivertrag im Hinblick auf eine Refinanzierung zu betrachten sondern die gesamte Finanzsituation der Bank nach [[Das Geldrätsel: Liquidität|Liquiditätsgesichtspunkten]] zu bewerten. Neben der Rentabilität und der Sicherheit ist die Liquidität eine der tragenden Ziele einer Bank, die zumindest zur Rentabilität in einem Konfliktverhältnis steht. Eine Grundforderung der Bankpolitik lautet deshalb: {{Kasten hellbraun|"So rentabel wie möglich und so liquide wie nötig."}}
  
 
=== Bilanzen heute ===
 
=== Bilanzen heute ===
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[[Datei:13Bilanzen, zwei Banken-vereinfachte Darstellung.png|rechts|600px]]Soll eine Überweisung von Anton, einem Kunden der Kreditbank  zu Benno, einem Kunden der Handelsbank vorgenommen werden, so muss die Kreditbank einen Kredit über 4.500 € bei der Handelsbank aufnehmen. Die Einzelschritte können unter [[Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner|Bilanzen der Geschäftspartner]] nachvollzogen werden. Das Guthaben der Kreditbank bei der Handelsbank wird sodann von der Handelsbank auf Bennos Konto überwiesen. Danach verbleibt bei der  Handelsbank eine Forderung von 4.500 € an die Kreditbank, und bei der Kreditanstalt eine Verbindlichkeit (Schuld) gegenüber der Handelsbank. Erforderlich ist diese Kreditaufnahme unter den Banken, da Kreditbank-€ nur Gültigkeit bei der Kreditbank besitzen und Handelsbank-€ nur Gültigkeit bei den Kunden der Handelsbank haben. Würde die Handelsbank auf Wunsch der Kreditbank Benno 4.500 € auf seinem Konto gutschreiben ohne eine zuvor erfolgte Kreditaufnahme der Kreditbank, so wäre dies für die Kreditbank von großem Vorteil, da sie Ihre Verpflichtung gegenüber Anton auf die Handelsbank übertragen hat ohne selbst eine neue Verpflichtung eingegangen zu sein. Ihre Schuld gegenüber Anton hätte sie der Handelsbank aufgebürdet. Deshalb wird die Handelsbank die Überweisung nur ausführen, wenn die Kreditbank sich im Gegenzug bei ihr verschuldet. Die oben stehende Abbildung zeigt die betroffenen Bilanzänderungen nach erfolgter Kreditaufnahme und Überweisung. Die Einschaltung der Zentralbank bei einer Überweisung ändert an diesen grundsätzlichen Überlegungen nichts, da die Zentralbank dann lediglich als Vermittler mit eigenen Zentralbank-€, dem [[Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner#Überweisung mit Zentralbank|Zentralbank-Buchgeld]] auftritt.  
 
[[Datei:13Bilanzen, zwei Banken-vereinfachte Darstellung.png|rechts|600px]]Soll eine Überweisung von Anton, einem Kunden der Kreditbank  zu Benno, einem Kunden der Handelsbank vorgenommen werden, so muss die Kreditbank einen Kredit über 4.500 € bei der Handelsbank aufnehmen. Die Einzelschritte können unter [[Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner|Bilanzen der Geschäftspartner]] nachvollzogen werden. Das Guthaben der Kreditbank bei der Handelsbank wird sodann von der Handelsbank auf Bennos Konto überwiesen. Danach verbleibt bei der  Handelsbank eine Forderung von 4.500 € an die Kreditbank, und bei der Kreditanstalt eine Verbindlichkeit (Schuld) gegenüber der Handelsbank. Erforderlich ist diese Kreditaufnahme unter den Banken, da Kreditbank-€ nur Gültigkeit bei der Kreditbank besitzen und Handelsbank-€ nur Gültigkeit bei den Kunden der Handelsbank haben. Würde die Handelsbank auf Wunsch der Kreditbank Benno 4.500 € auf seinem Konto gutschreiben ohne eine zuvor erfolgte Kreditaufnahme der Kreditbank, so wäre dies für die Kreditbank von großem Vorteil, da sie Ihre Verpflichtung gegenüber Anton auf die Handelsbank übertragen hat ohne selbst eine neue Verpflichtung eingegangen zu sein. Ihre Schuld gegenüber Anton hätte sie der Handelsbank aufgebürdet. Deshalb wird die Handelsbank die Überweisung nur ausführen, wenn die Kreditbank sich im Gegenzug bei ihr verschuldet. Die oben stehende Abbildung zeigt die betroffenen Bilanzänderungen nach erfolgter Kreditaufnahme und Überweisung. Die Einschaltung der Zentralbank bei einer Überweisung ändert an diesen grundsätzlichen Überlegungen nichts, da die Zentralbank dann lediglich als Vermittler mit eigenen Zentralbank-€, dem [[Das Geldrätsel: Bilanzen der Geschäftspartner#Überweisung mit Zentralbank|Zentralbank-Buchgeld]] auftritt.  
  
Beträchtlich vermindert wird der Bedarf an gegenseitigen Kreditaufnahmen durch gegenläufige Überweisungen der Banken untereinander sowie durch Einschaltung von Verrechnungsstellen. Durchschnittlich verbleibt jedoch ein Grundblock an Kreditaufnahmen zwischen den Banken in der Größenordnung von ca. 30 % der  Bilanzsummen. Bei großem Vertrauen unter den Banken fällt dieser Anteil während er bei Krisen, wie z. B. der Pleite von Lehman Brothers, stark ansteigt.  
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Beträchtlich vermindert wird der Bedarf an gegenseitigen Kreditaufnahmen durch gegenläufige Überweisungen der Banken untereinander sowie durch Einschaltung von Verrechnungsstellen. Durchschnittlich verbleibt jedoch ein Grundblock an Kreditaufnahmen zwischen den Banken in der Größenordnung von ca. 30 % der  Bilanzsummen. Bei großem Vertrauen unter den Banken fällt dieser Anteil während er bei Krisen, wie z. B. der Pleite von Lehman Brothers, stark ansteigt.
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=== Deshalb Sparer ===
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Nach der oben genannten Devise  "So rentabel wie möglich und so liquide wie nötig" muss die Bank bestrebt sein, jederzeit zahlungsfähig zu bleiben, d. h. auch unerwarteten Mittelabflüssen gegenüber gewappnet zu sein. Andererseits möchte sie jedoch auch möglichst profitabel arbeiten. In der [[Das Geldrätsel: Kreditwesengesetz#Liquidität|Liquiditätsverordnung]] sind die grundlegenden Forderungen an die Liquidität einer Bank aus Sicht der Aufsichtsbehörden festgelegt. Danach müssen Banken ihre Mittel so anlegen, dass sie künftige Zahlungsausgänge mit den künftigen Zahlungseingängen bedienen können und auch noch eine Reserve für unerwartete Mittelabflüsse besitzen.
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Ihre Liquiditätslage kann die Bank verbessern, in dem sie Mittel im Bereich ihrer Bank bindet, z. B. Kunden durch Sparangebote zur längerfristigen Stilllegung ihrer Forderungen an die Bank veranlasst. Für die Anlagedauer werden diese Mittel die Bank nicht verlassen und somit nicht zu einem liquiditätsmindernden Mittelabfluss führen.
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Aus dem Beispiel der Überweisung von Anton an Benno wird ersichtlich, dass die Kreditbank z. B. kein Interesse daran haben kann, dauerhaft nur Überweisungen an andere Banken auszuführen, da sie sich dadurch im Bankensystem erheblich verschulden würde. In einer Krisensituation , wenn das Bankensystem die Interbankenkredite zurückführt, wären ernsthafte Zahlungsprobleme unausweichlich. Sparkunden reagieren hingegen nicht so hektisch, da ihnen eine vermeintliche Sicherheit durch Sicherungsfonds geboten wird. Vorteilhaft für die Banken ist diese Art der Mittelbeschaffung auch, da die Banken keine Sicherheiten für die Sparer vorhalten müssen. Es liegt deshalb im Interesse der überwiegenden Anzahl an Banken, einen gewissen Stock an Sparanlagen von Bankkunden zu besitzen.
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==Einzelnachweise und Fußnoten==
 
==Einzelnachweise und Fußnoten==
 
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Version vom 4. April 2017, 08:05 Uhr


Wie im Beitrag "Es werde Geld" beschrieben können Geschäftsbanken auch ohne vorhergehende Ansammlung von „Spargeldern“ Kredite erteilen. Sind damit Sparer für Banken nicht insgesamt überflüssig oder sogar nachteilig, da sie nur unnötige Kosten verursachen? Ist die Vermittlerfunktion von Banken nur ein Märchen?

Die Vorstellung von Banken als Vermittler (Intermediär) zwischen denjenigen, die Geld benötigen und denjenigen, die Geld übrig haben, basiert noch auf der Warengeldära. Der Sparer hat 100 Goldmünzen angesammelt und verleiht diese z. B. an einen Unternehmer, der damit Investitionen tätigt. Daraus ergibt sich zwingend die Reihenfolge, dass zuerst ein Sparer vorhanden sein muss bevor der Unternehmer etwas ausleihen kann. Nur etwas Vorhandenes kann real ausgeliehen werden. Eine bestimmte Menge „Geld“ wird einfach als vorhanden vorausgesetzt. Der zwingende Zusammenhang zwischen Sparen und Ausleihen wird bereits den Kindern in unseren Schulen vermittelt. Auch im Schülerheft der Deutschen Bundesbank[1] wird die Vermittlerfunktion der Banken ausführlich beschrieben. Viele Fachbücher beschreiben ebenfalls noch diese Funktion, obwohl nach der Schuldgeldtheorie im Bankensystem kein Bedarf nach Sparern mehr besteht.


Warengeld/Kreditgeld

Ein reines Warengeldsystem dürfte in der Geschichte jedoch zu den Ausnahmeerscheinungen zählen. So wurde wohl zu allen Zeiten bereits auch mit Kreditgeld gearbeitet, d. h. es wurden Guthaben bei Handelsunternehmen, Goldschmieden und Banken aufgebaut, die nicht mit einer Goldwährung gedeckt waren. Auch die Bank von England begann ihren Geschäftsbetrieb sowohl mit dem Ausleihen von Goldmünzen wie auch gleichzeitig mit der Erteilung von Krediten. Diese Mischung aus Warengeld und Kreditgeld existiert heute jedoch nicht mehr. Wir sind in einem reinen Kreditgeldsystem angelangt. Jedoch werden die Begriffe aus der Warengeldära auch heute noch verwendet, obwohl die Grundlage dazu nicht mehr existiert. So glauben viele noch, sogar Hochschulprofessoren[2], dass auf dem Konto bei der Bank "Geld liegt". Folglich muss auch nach der Vermittlertheorie "Geld" von einem Konto verschwinden, wenn "Geld" bei einem Kreditvertrag gutgeschrieben wird.[3] Soviel Unwissenheit, auch von Experten über Grundlagen des Bankwesens, ist schon bemerkenswert.

Refinanzierung/LIquidität

Die Beschaffung von Mitteln zur Vergabe von Krediten, in der Fachsprache "Refinanzierung" genannt, kann auf unterschiedliche Art und Weise vorgenommen werden. Rechnet die Bank damit, dass der Kredit bar abgehoben wird, so muss sie sich Bargeld bei der Zentralbank besorgen und dazu Aktiva an diese verkaufen oder aber einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen. Eine andere Möglichkeit fristenkonqruent zu refinanzieren, d.h. in Übereinstimmung der Fristen von Kapitalbindung und Kapitalüberlassung von Aktiva und Passiva, ist die Bindung von Kapital durch Sparer. Wird z.B ein Kredit über 10.000 € mit 1 Jahr Laufzeit eingerichtet und gleichzeitig ein anderer Kunde dazu veranlasst, 10.000 € von seinem Girokonto auf eine Sparkonto mit 1-jähriger Frist zu überweisen, wurde der Kredit fristenkongruent finanziert. Es muss dazu also bei der Vermittlerfunktion kein "Geldbestand" verringert werden, sondern es reicht eine Umschichtung mit unterschiedlichen Fristen. Die wesentlichen Auswirkungen einer Kreditvergabe werden leichter erkennbar, wenn man die Zahlungsfähigkeit (Liquidität) einer Bank betrachtet. Soll diese durch einen Kredit nicht verschlechtert werden, muss die Bank sich refinanzieren, durch Aufnahme von Krediten bei der Zentralbank, anderen Banken oder aber bei eigenen Kunden. Jedoch wirken sich in erheblichem Maß auch Zahlungsrückflüsse von Kreditkunden sowie Überweisungen von anderen Banken auf die Zahlungsfähigkeit aus. Die Banken sind dazu übergegangen, nicht jeden einzelnen Kredivertrag im Hinblick auf eine Refinanzierung zu betrachten sondern die gesamte Finanzsituation der Bank nach Liquiditätsgesichtspunkten zu bewerten. Neben der Rentabilität und der Sicherheit ist die Liquidität eine der tragenden Ziele einer Bank, die zumindest zur Rentabilität in einem Konfliktverhältnis steht. Eine Grundforderung der Bankpolitik lautet deshalb:

"So rentabel wie möglich und so liquide wie nötig."


Bilanzen heute

Bilanz Sparda.png
Untersuchungen von Bankbilanzen zeigen nun, dass die Banken auch heute noch, zumindest teilweise, eine Vermittlerfunktion ausüben. So stehen z. B. in der Bilanz der Sparda-Bank von 2013 Krediten an Kunden in Höhe von 10,7 Mrd € Sparguthaben von 5,9 Mrd € (10,6 - 4,7) gegenüber. Es ist wohl anzunehmen, dass die Sparda-Bank ihren Sparkunden nicht aus Freude am Verschenken Zinsen zahlt, sondern dass handfeste betriebliche Forderungen sie dazu zwingen.

Geschäftsbanken-€

Um die real existierenden Zwänge zur Förderung von Sparkonten zu ergründen ist das Modell von Banken ohne Bargeld hilfreich. Zum Beispiel bilden sämtliche Kunden der Kreditbank die Zahlungsgemeinschaft Kreditbank, d. h. das Giralgeld der Kreditbank besitzt nur Gültigkeit bei den Kunden der Kreditbank. Dieses Giralgeld, nennen wir es Kreditbank-€, kann den Kontenbereich der Kreditbank nicht verlassen. Das Giralgeld stellt eine Forderung an die Kreditbank dar. Beim Entstehen dieses Giralgeldes sind auch gleichzeitig betragsmäßig gleich hohe Kredite von Kreditbankkunden entstanden. Die Kreditkunden aber benötigen nach Ablauf der Kreditlaufzeit Kreditbank-€ um ihre Schulden zu tilgen. Damit ist ein Zwangskreislauf installiert.[4]

Überweisung

13Bilanzen, zwei Banken-vereinfachte Darstellung.png
Soll eine Überweisung von Anton, einem Kunden der Kreditbank zu Benno, einem Kunden der Handelsbank vorgenommen werden, so muss die Kreditbank einen Kredit über 4.500 € bei der Handelsbank aufnehmen. Die Einzelschritte können unter Bilanzen der Geschäftspartner nachvollzogen werden. Das Guthaben der Kreditbank bei der Handelsbank wird sodann von der Handelsbank auf Bennos Konto überwiesen. Danach verbleibt bei der Handelsbank eine Forderung von 4.500 € an die Kreditbank, und bei der Kreditanstalt eine Verbindlichkeit (Schuld) gegenüber der Handelsbank. Erforderlich ist diese Kreditaufnahme unter den Banken, da Kreditbank-€ nur Gültigkeit bei der Kreditbank besitzen und Handelsbank-€ nur Gültigkeit bei den Kunden der Handelsbank haben. Würde die Handelsbank auf Wunsch der Kreditbank Benno 4.500 € auf seinem Konto gutschreiben ohne eine zuvor erfolgte Kreditaufnahme der Kreditbank, so wäre dies für die Kreditbank von großem Vorteil, da sie Ihre Verpflichtung gegenüber Anton auf die Handelsbank übertragen hat ohne selbst eine neue Verpflichtung eingegangen zu sein. Ihre Schuld gegenüber Anton hätte sie der Handelsbank aufgebürdet. Deshalb wird die Handelsbank die Überweisung nur ausführen, wenn die Kreditbank sich im Gegenzug bei ihr verschuldet. Die oben stehende Abbildung zeigt die betroffenen Bilanzänderungen nach erfolgter Kreditaufnahme und Überweisung. Die Einschaltung der Zentralbank bei einer Überweisung ändert an diesen grundsätzlichen Überlegungen nichts, da die Zentralbank dann lediglich als Vermittler mit eigenen Zentralbank-€, dem Zentralbank-Buchgeld auftritt.

Beträchtlich vermindert wird der Bedarf an gegenseitigen Kreditaufnahmen durch gegenläufige Überweisungen der Banken untereinander sowie durch Einschaltung von Verrechnungsstellen. Durchschnittlich verbleibt jedoch ein Grundblock an Kreditaufnahmen zwischen den Banken in der Größenordnung von ca. 30 % der Bilanzsummen. Bei großem Vertrauen unter den Banken fällt dieser Anteil während er bei Krisen, wie z. B. der Pleite von Lehman Brothers, stark ansteigt.

Deshalb Sparer

Nach der oben genannten Devise "So rentabel wie möglich und so liquide wie nötig" muss die Bank bestrebt sein, jederzeit zahlungsfähig zu bleiben, d. h. auch unerwarteten Mittelabflüssen gegenüber gewappnet zu sein. Andererseits möchte sie jedoch auch möglichst profitabel arbeiten. In der Liquiditätsverordnung sind die grundlegenden Forderungen an die Liquidität einer Bank aus Sicht der Aufsichtsbehörden festgelegt. Danach müssen Banken ihre Mittel so anlegen, dass sie künftige Zahlungsausgänge mit den künftigen Zahlungseingängen bedienen können und auch noch eine Reserve für unerwartete Mittelabflüsse besitzen. Ihre Liquiditätslage kann die Bank verbessern, in dem sie Mittel im Bereich ihrer Bank bindet, z. B. Kunden durch Sparangebote zur längerfristigen Stilllegung ihrer Forderungen an die Bank veranlasst. Für die Anlagedauer werden diese Mittel die Bank nicht verlassen und somit nicht zu einem liquiditätsmindernden Mittelabfluss führen.


Aus dem Beispiel der Überweisung von Anton an Benno wird ersichtlich, dass die Kreditbank z. B. kein Interesse daran haben kann, dauerhaft nur Überweisungen an andere Banken auszuführen, da sie sich dadurch im Bankensystem erheblich verschulden würde. In einer Krisensituation , wenn das Bankensystem die Interbankenkredite zurückführt, wären ernsthafte Zahlungsprobleme unausweichlich. Sparkunden reagieren hingegen nicht so hektisch, da ihnen eine vermeintliche Sicherheit durch Sicherungsfonds geboten wird. Vorteilhaft für die Banken ist diese Art der Mittelbeschaffung auch, da die Banken keine Sicherheiten für die Sparer vorhalten müssen. Es liegt deshalb im Interesse der überwiegenden Anzahl an Banken, einen gewissen Stock an Sparanlagen von Bankkunden zu besitzen.



Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Deutsche Bundesbank, Geld und Geldpolitik, Schülerbuch für die Sekundarstufe II, Stand 24.05.2015
  2. Richard A. Werner, Professor of International Banking an der Universität Southampton in seiner Schrift "Can banks individually create money out of nothing?".
  3. Richard A. Werner: "We now would like to analyse the balance sheet in order to see whether this new loan of €235,071.88 was withdrawn from other accounts at the bank, or how else it was funded."
  4. Eine Ausnahme bildet der Kauf von Wertpapieren oder Sachgütern durch den Bankensektor. Hierbei entstehen nur Verbindlichkeiten der Kreditbank gegenüber ihren Kunden.